|
Artikel in der Süddeutschen Zeitung:
Sensible Steine. Zweimal Battenberg
im Bürgerhaus Gröbenzell
Zugegeben, die Kunst von Gisela und Regina Battenberg mag auf den
ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Während sich Gisela
Battenberg am liebsten in den Untersberger Steinbruch in Salzburg begibt,
dort ihr Atelier im Freien genießt und aus Sandstein, Muschelkalk und
Marmor mit Hammer und Meißel Formen herausarbeitet, widmet sich ihre
Nichte der Malerei in kraftvollen Farbkombinationen. [...]
Und doch geht es bei beiden Künstlerinnen um ähnliche Themen: um
Sensibilität, menschliche Emotionen und wie man sie bildlich und figürlich
ausdrücken kann. »Wir finden uns gegenseitig in der Arbeit wieder«,
beschreibt Gisela Battenberg das familiäre Zusammenspiel. Denn obwohl
jede für sich arbeitet, verstehen sie die Kunst der jeweils anderen und
erkennen Zusammenhänge. Bei Gisela Battenberg ist es die Faszination für
das Material Stein, für dessen vielfältige Strukturen, Farbeinschlüsse und die
jeweils variierende Festigkeit, die sie immer wieder zu neuen Themen
inspiriert. Dabei, so erklärt sie, ginge sie nie voreingenommen an einen Stein
heran. Das, was aus einem Block Untersberger Marmor, Alabaster oder
schwarzen Impala entstehen wird, ergebe sich aus der Kommunikation mit
dem Stein selbst. Für einen Außenstehenden hört sich das befremdlich an.
Verständlich wird dieser »Dialog« dennoch, wenn man sich vor Augen hält,
dass die Künstlerin das Material nicht als tot empfindet. »Manchmal merke
ich, da geht es nicht weiter, der Stein will nicht mehr«, sagt Gisela
Battenberg. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sie auf eine versteinerte
Pflanze, eine Muschel oder einen farbigen Granateinschluss stört. Sie weiß
genau, wann sie aufhören muss, wann das Werk vollendet ist.
Dass in die Skulpturen zu viel hineininterpretiert werde, möchte die
Bildhauerin, die zunächst eine Goldschmiedelehre machte, nicht. Denn die
Formen stehen für sich, sind selbstgenügsam und erfordern meist keine
weitere Erklärung. In dieser Schlichtheit liegt die Anziehung, die von den
Steinen ausgeht. Denn die Freude und Leidenschaft merkt man in allen
Arbeiten, beim Torso aus Kalkstein, einem rot schimmernden Mond mit
goldfarbenen Adern oder einer Gletscherform aus weißem Marmor.
Bei Regina Battenberg spielt sich alles im zweidimensionalen Raum ab. Die
Gemälde der gebürtigen Stuttgarterin und Absolventin der Kunstakademie
sind geprägt von leuchtenden Farbspielen, von Verhaltenheit, aber auch von
Kraft. In dem Zusammenwirken des Farbspektrums, in dem Wechselspiel
von Linien und Formen, die teils abstrakt, teils figürlich wirken, merkt man,
dass sich Regina Battenberg eine ganz eigene Ordnung der Dinge
konstruiert, die ihre Bilder zu einem zusammenhängenden, aufeinander
abgestimmten und fortlaufenden Gesamtkunstwerk vereint. In Kombination
mit den Skulpturen ihrer Tante entstehen neue Kontraste und positive
Spannungen, und man spürt deutlich, dass hier zwei verwandte Seelen am
Werk waren.
(Julia Berghofer, Süddeutsche Zeitung, 13.12.2012)
|